Ich bin Jahrgang 1972, am Übergang der analogen in die digitale Welt geboren. Meinen Lebenslauf will ich hier nicht wiederholen, den gibt es Ansatzweise auch im „Über mich“ und auf meinen Online-Profilen. Aber ich möchte erzählen, was mich geprägt hat, worauf ich neugierig wurde, und worüber ich in den folgenden Beiträgen schreiben möchte.
Im klassischen, „gut bürgerlichen“ Familiensystem in ländlicher Umgebung nahe der Stadtgrenze zu Wien aufgewachsen, durfte ich all das erleben, was heute nur mehr unter Vorbehalt, mit Zustimmung, unter speziellen Sicherheitsvorkehrungen etc erlaubt ist, wenn überhaupt. Es gab in unserer Freizeit Wald, Wiese, Bach, Natur, Fahrradfahren ohne Helm, Klettern ohne Sicherheitsausrüstung, ein selten genutztes Viertel-Telefon, … Und ich habe diese Zeit genossen und „überlebt“ ;-) , bin dankbar dafür. Es war nicht alles rosig, keine Frage, aber es war eben das Umfeld, das mich geprägt hat und vorangetrieben, ebenso wie meine Neugier.
Die erste Berufswahl war dann doch eher etwas zufällig. Einen pubertierenden Jugendlichen in diesem Alter vor eine, damals, wegweisende Berufsentscheidung zu stellen, ist gar nicht so einfach. So war es auch bei mir. Ursprünglich wollte ich die Chemie HTL besuchen, mit Latein im Gymnasium hatte ich so meine liebe Not, also musste eine Alternative her. Chemie hatte mich gereizt, generell die Naturwissenschaften. Doch dieser Tag der offenen Tür war so abschreckend – erstaunlich, was eine schlechte Präsentation bewirken kann – dass ich mich weiter umgesehen habe.
Der nächste Halt – HTL Mödling – unzählige Abteilungen, und ausschlaggebend war die Modelleisenbahn in der Abteilung für Nachrichtentechnik. Ja, eine Modelleisenbahn, die ich außer an den Tagen der offenen Tür nie wieder gesehen hatte – auch so kann man sich vermarkten – war ausschlaggebend, dass ich die Fachrichtung Nachrichtentechnik und Elektronik wählte. Erst in der dritten Klasse gab es dann den Pilotversuch „Technische Informatik“, also irgendwas mit Computern. Klang spannend und wurde somit von mir gewählt. 0 und 1, schwarz und weiss, das ist einfach zu verstehen und logisch, vor allem logisch, dachte ich.
Zu Hause stand ein Commodore VC20 herum, der Vorgänger des legendären C64, die Daten wurden auf einer Musikkassette gespeichert und als Bildschirm fungierte der heimische Fernseher. Die Programme habe ich in den ersten Fachzeitschriften erworben und dann mühsam Seite für Seite und Zeile für Zeile abgetippt. Am Ende waren dann meist irgendwelche Fehler im Code und nichts funktionierte. Mangels anderer Quellen begann also die Fehlersuche und Behebung frei nach „try and error“. Funktionierende Programme teilten wir, indem wir die Kassetten von einem Radiorekorder auf den anderen mittels eines selbstgebastelten Audio- Kabels überspielt haben (und das war schrecklich anzuhören).
Mit dem Einstieg in die Informatik hielt dann auch bald der erste Ur-PC zu Hause seinen Einzug, ein 8086, später erweitert um einen Co-Prozessor, für den ich durch halb Wien gefahren bin. Gekostet hatte das alles ein kleines Vermögen. Und dann, gegen Ende der HTL, kamen die ersten Kommunikationsnetze – BTX, Compuserve, alles über Telefon und Einwahlmodem mit langsamen und teuren Datenverbindungen. Wer hat jetzt noch das Quietschen und Rauschen der Modemeinwahl im Ohr ? Wir waren wenige, doch es gab schon in der Schule eine Gruppe, die über diesen Weg Daten austauschte, die Daten vervielfältigte und die Technik zu Nutzen begann. Das war ca. 1989-1991.
Meine berufliche Laufbahn begann nach dem Bundesheer in der IT, zunächst PCs zusammenschrauben, die Teile kamen noch im Container aus Asien, die ersten Netzwerke aufbauen und betreuen, dabei war alles auf „learning by doing“ aufgesetzt, Kurse und Dokumentationen waren Mangelware, das notwendige Wissen in der Ausbildung nicht vermittelt. Ich programmierte, betreute Software, lernte Host-Systeme kennen, die ersten PC-Server, vernetzte Büroumgebungen. Erlebte und gestaltete den Einzug der „modernen“ IT in die Arbeitswelt und den damit verbundenen Wandel aktiv mit.
Bald schon folgten die ersten Führungsverantwortungen. Parallel auch als ehrenamtlicher Mitarbeiter im Rettungsdienst lernte ich das Thema Führung nun durch mehrere Seiten kennen und es begann mich, auch durch die folgenden Aus- und Weiterbildungen, vor allem aber auch durch meine Vorgesetzen und deren Fußabdrücke, die sie auf meinem Weg hinterließen, zunehmend zu interessieren. Denn eines hatte ich schnell erkannt. (Unternehmens)führung ist nicht technisch und nicht logisch. Besteht nicht nur aus 0 und 1, schwarz und weiß. Das passte Anfangs nur schwer in mein techniklastig geprägtes Gehirn.
Im Laufe der Jahre kamen viele Fragen auf:
Was macht es aus eine gute Führungskraft zu sein ?
Ein Leader, ein Vorgesetzter, woher nehmen manche Personen ihr Charisma?
Wie schaffen sie es Menschen zu begeistern? Wer bin ich? Wie möchte ich in dieser Rolle sein?
Was unterscheidet mich? …
Als ganz junger Familienvater dann ein berufsbegleitendes Studium, diesmal Technik und Wirtschaft gemischt. Retrospektiv ist mir danach eines aufgefallen, und das ist leider in vielen Studien und Ausbildungen bis heute der Fall, Management wird gelehrt, dh das Steuern von Prozessen und Abläufen und der daran beteiligten Ressourcen und Personen. Aber das ist nicht Führung, das ist nicht Leadership. Ein Themenkomplex der erst langsam an Bedeutung in den Ausbildungen gewinnt.
Wie also Mitarbeiter motivieren mit einem durchs Feuer zu gehen?
Füreinander einzustehen?
Freiwillig Leistung zu erbringen?
Ganz banal: jeden Tag aufzustehen und gerne, oder noch besser mit Freude, zur Arbeit zu gehen?
Die IT und Technik war und ist dabei immer begleitender Teil meines beruflichen Lebens. Die Grenzen werden zwischen den Systemen und in den Abgrenzungen der Fachmaterien dabei aber immer verschwommener. Mein Blick und die Wichtigkeit hat sich im Laufe der Jahre aber verändert. Die Technik bietet Werkzeuge, aber die Frage dahinter ist, wie ich diese sinnvoll im Unternehmen einsetzen kann, bzw wie muss sich das Unternehmen verändern, wenn neue Technologien deren Einsatz erfordern. Wie wird Innovation gelebt? Auf der anderen Seite, welche Chancen bieten Technik und Innovation, welche Geschäftsfelder und Dienstleistungen können dadurch entstehen? Wie können wir mit neuen Werkzeugen die Arbeitswelt positiv verändern? Was brauchen Mitarbeiter, Unternehmensführung, Kunden, … und wie kann ich mit IT und Technik dabei unterstützen?
Mir ist jedenfalls über die mehr als 20 Jahre im (techniklastigen) Management und in der Führung bewusst geworden, dass Technik immer mehr in den Hintergrund treten sollte und der Mitarbeiter, der Mensch dafür umso mehr in den Vordergrund. Auf den ersten Blick ein Widerspruch. Im Zeitalter der Digitalisierung soll der Mensch in den Mittelpunkt gerückt werden? Ich werde diesem Thema später einen gesonderten Blog widmen.
Im Zuge meiner systemischen Ausbildungen in Unternehmens- und Organisationsentwicklung sowie Mediation und Konfliktregelung fand ich letztendlich viele Antworten auf viele alte Fragen. Zeitgleich entstandenen neue Fragen und es entstehen jeden Tag neue. Darüber bin ich froh, ich genieße es mich auszutauschen, neues zu lernen, neugierig zu sein. Gesprächspartner zu haben, die sich ebenso gerne austauschen und ihr Wissen, ihre Erfahrungen mit mir teilen. Ein stetiges von- und mit einander Lernen und dabei sogar Spaß haben.
Manche Fragen blieben jedoch offen. Warum sind wir Menschen, wie wir sind? Wie funktionieren wir? Was treibt an? Was sind Ängste? Was ist Motovation? Wie wirkt das alles zusammen? Was davon muss ich als Führungskraft verstehen, womit mich auseinandersetzen? Seither beschäftigen mich die Erkenntnisse, Grundlagen und Theorien der Psychologie und Psychotherapie bzw aus deren Umfeld sowie deren namhafte Vertreter sehr stark. Das erstaunliche dabei, viele Erkenntnisse dabei sind nicht neu.
2017 war es schließlich soweit. Ich hatte mich und meinen Weg, meine Herzensthemen, meinen Purpose gefunden. In Folge neben dem „normalen“ angestellten Job, der auch immer noch Spass macht, meine eigene Firma gegründet.
Meine Inspirationsquellen, mein bisheriges Leben, die Erfahrungen, die Erlebnisse, das Gelernte, alles Nahrung für meine Gedankenwelten.
Und all das möchte ich teilen. Teilen zu den Themen, die mir am Herzen liegen, in denen ich Erfahrung und Expertise habe. Themen, die mich bewegen und in denen ich etwas bewegen möchte:
Digitalisierung und Leadership
· Leadership und Führung im Kontext der digitalen Veränderung
· Veränderungen durch Digitalisierung im Unternehmen
· (Digitale) Entwicklung im (österreichischen) Gesundheits- und Sozialsystem und deren Auswirkungen auf die Leistungsanbieter und die Zulieferindustrie
· Gesellschaft im Wandel der Digitalisierung und deren Rückkopplung auf das Unternehmen
Meine nächsten Blogs werden sich schwerpunktmäßig mit den hier aufgeworfenen Themen und Fragen rund um Digitalisierung und Leadership beschäftigen. Viel Freude beim Lesen